Die Bewegung der Blockfreien

Seit dem Beginn der Blockbildung wehrten sich die blockfreien Staaten gegen eine "Einordnung in das starre Ost-West-Schema."1 Sie bildeten einen "lockeren Zusammenschluss von Staaten, die während des Kalten Krieges keinem der beiden von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion angeführten Machtblöcke angehörten."2

Auf Initiative des indischen Ministerpräsidenten Nehru trafen sich vom 18. bis 24. April 1955 Abgesandte aus 23 asiatischen und 6 afrikanischen Staaten im indonesischen Bandung. Es handelte sich dabei um Staaten, die weder dem westlichen noch dem östlichen Bündnissystem angehörten und sich gesellschaftlich wie auch politisch stark voneinander unterschieden.

Als Ergebnis der Konferenz verabschiedeten die 29 Staaten mehrere Resolutionen. In einer verurteilten sie "jede Form von Kolonialismus und Rassendiskriminierung und forderten die Achtung der Charta der Vereinten Nationen."3 In einer weiteren Resolution sprachen sie sich für "den Abbau der Spannungen zwischen den Machtblöcken, eine allgemeine Abrüstung und ein Verbot von Kernwaffen"4 aus. Dies vor allem aufgrund der sich verhärtenden Positionen zwischen Ost und West, was eine allgemeine Besorgnis hervorrief.

Als wichtigste Persönlichkeiten erwiesen sich die Ministerpräsidenten Nehru (Indien), Nasser (Ägypten), Chou En-lai (China) und der Gastgeber Sukarno (Indonesien). In der Konferenz von Bandung wurden auch erstmals Forderungen der Dritten Welt nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten laut. Der "Geist von Bandung"5 trug massiv zum Entkolonialisierungsprozess in Afrika und Asien bei.6 Aus den Ergebnissen der Konferenz bildete sich anfangs der 60er Jahre die Bewegung der Blockfreien Staaten.7

Während der Gründungsphase dieser Bewegung übernahmen Jugoslawien, Ägypten und Indien die Führungsrolle, bis diese mit der ersten Gipfelkonferenz zwischen dem 1. und 5. September 1961 in Belgrad abgeschlossen wurde. Bei dieser Gipfelkonferenz waren 24 Staaten durch ihre Staatschefs vertreten. "Die politische Basis der Blockfreien war eine Politik der friedlichen Koexistenz, der Unabhängigkeit gegenüber den Grossmächten und Bündnissen in Ost und West und der Unterstützung der nationalen Unabhängigkeitsbewegungen – vor allem in der Dritten Welt."8

Die Bewegung der Blockfreien blieb aber schwach und zersplittert, obwohl sich die dazugehörenden Staaten in zahlreichen Konferenzen organisierten.9

Quellenverzeichnis

1 Boesch, Joseph, Schläpfer, Rudolf, Weltgeschichte 2, Vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart, Orell Füssli Verlag, Zürich 1997, S. 264; Zitat: S. 264back #1
2 Microsoft Corporation, Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie, 1993-1996, Blockfreie Staaten; Zitat: Blockfreie Staatenback #2
3 Digital Publishing, Das 20. Jahrhundert, 1945-1968, Digital Publishing, München 1996, Die Bandung-Konferenzback #3
4 Digital Publishing, Die Bandung-Konferenzback #4
5 Digital Publishing, Die Bandung-Konferenzback #5
6 Digital Publishing, Die Bandung-Konferenzback #6
7 Boesch, Joseph, Schläpfer, Rudolf, S. 264back #7
8 Digital Publishing, Gipfelkonferenz der blockfreien Staaten in Belgrad; Zitat: Gipfelkonferenz der blockfreien Staaten in Belgradback #8
9 Boesch, Joseph, Schläpfer, Rudolf, S. 264back #9
  

Links zum Thema

1.

Indien
Geographische Lage, Macht der Geschichte, Wirtschaft im Umbruch, Kastensystem, Demokratie, Hindu, Indien und seine Rolle in der Welt, etc.
URL: http://www.lpb.bwue.de/aktuell/bis/1_98/bis981a.htm

2.

Dschawaharlal Nehru, 1889-1964
Biographie des indischen Unabhängigkeitkrieges.
URL: http://geschichte.2me.net/bio/cethegus/n/nehru.html

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