Überblick

Konfliktherde in Asien

Der Koreakrieg

Iran

Der französische Indochinakrieg und die Teilung Vietnams



Chruschtschows Entstalinisierung und Koexistenzpolitik

Europäische Einigungsbemühungen

Die Integration der BRD ins westliche Bündnis

Der österreichische Staatsvertrag

Der Warschauer Pakt

Gärung in Ostmitteleuropa

Der ungarische Volksaufstand

Die Suezkrise

Sputnik-Schock und Wettrüsten

Die zweite Berlinkrise

Kennedys neuer Kurs

Die Berliner Mauer

Der Kuba-Konflikt

Die Kubakrise von 1962

Start

 

Nikita S. Chruschtschow
Nikita S. Chruschtschow,
(1894-1971), sowjetischer
Politiker, Generalsekretär der
KPdSU (1953-1964) und
Ministerpräsident der
UdSSR (1958-1964).

Die Sowjetunion in der Defensive

"Das Herz des Kampfgefährten und genialen Fortsetzers der Sache Lenins, des weisen Führers und Lehrers der Kommunistischen Partei und des Sowjetvolkes, Josef Wissarionowitsch Stalin, hat aufgehört zu schlagen."1

Als am 6. März 1953 der Tod Stalins bekanntgegeben wurde, wusste niemand, was nach Stalin folgen würde. Der "Übermensch"2 hatte während vielen Jahren die Stellung eines Gottes eingenommen. Ein Vierteljahrhundert hatte das russische Volk unter dem "alten Tyrannen"3 gelitten; Gewalt, Terror und Unterdrückung prägten seine Amtszeit. Wahrlich kein einfaches Erbe, das seine Nachfolger anzutreten hatten.4

Entgegen den Befürchtungen des Westens, dass die internen Auseinandersetzungen um Stalins Erbe eine Unberechenbarkeit der Sowjetunion zur Folge hätten, übernahm Georgi M. Malenkow unangefochten die Regierungsgeschäfte als Ministerpräsident und Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU).5 Ab 1955 gelang es jedoch Chruschtschow, sich langsam aber sicher in der neuen, kollektiven sowjetischen Führung gegen Malenkow durchzusetzen.6

Im Gegensatz zu Stalin trat mit Nikita Chruschtschow ein Politiker an die Macht, der die Menschen respektierte und seine Kollegen um Rat fragte. Und so erstaunt es denn auch nicht, dass nach Stalin eine Wende in der sowjetischen Aussenpolitik folgte, auch wenn sich diese bereits vor seinem Tod angekündigt hatte. Stalins Expansionspolitik hatte eine gefährliche Überdehnung des sowjetischen Imperiums zur Folge.7

Unbestritten bleibt die Tatsache, dass die osteuropäischen Satellitenstaaten an der Westgrenze der Sowjetunion zur militärischen Sicherheit des Landes beitrugen. Dieser und weitere Vorteile wurden aber mit Sicherheit von Verwaltungs- und Verteidigungskosten und Gefahren kompensiert. Moskau musste den gesamten Unterdrückungsapparat am Leben erhalten und "sah sich der ständigen Gefahr von Aufständen der unterjochten Völker (so, wie 1953 in Ostdeutschland) gegenüber, die weitere Aufstände auslösen und so aus der Kontrolle geraten konnten."8 Hinzu kam die Gefahr eines europäischen Krieges, der für Russland katastrophale Auswirkungen gehabt hätte. Um das Hinterland und die Versorgungslinien unter Kontrolle zu halten, waren in etwa gleich viele Truppen nötig wie an der Front; zudem bestand die Gefahr eines Bürgerkrieges.9

Ab 1949 musste die Sowjetunion erste Niederlagen gegen die amerikanische Eindämmungspolitik einstecken und sah sich zunehmend von gegnerischen Militärallianzen umgeben. Die sich ankündigende Wiederbewaffnung Deutschlands und dessen Integration in den Westblock beunruhigten Moskau nicht minder als die aus der Überdehnung des sowjetischen Einflussbereiches resultierenden Probleme in den Satellitenstaaten. Die Sowjetunion antwortete auf diese prekäre Entwicklung mit dem "Tauwetter"10, der innenpolitischen Liberalisierung, und der nun unter Chruschtschow einsetzenden Entspannungs- und Koexistenzpolitik, die noch aus der Zeit Stalins herrührte.

Den Höhepunkt dieser Phase der Entspannung bildete zweifelsohne die Genfer Konferenz von 1955. Voraussetzung für dieses erstmalige Zusammentreffen der Siegermächte seit Potsdam waren folgende drei Bedingungen des Westens: Ein Waffenstillstand in Korea war erreicht worden, Österreich bekam die Unabhängigkeit zugestanden und die Sowjetunion lenkte zur Freigabe der restlichen 30'000 deutschen Kriegsgefangenen und Internierten ein.11

Während der Genfer Gipfelkonferenz vom 18. bis 23. Juli 1955 herrschte zwischen den Regierungschefs Eisenhower (USA), Faure (Frankreich), Eden (England), Bulganin (UdSSR) sowie dem sowjetischen Parteichef Churschtschow eine freundlich anmutende Atmosphäre, welche in der Weltpresse als "Geist von Genf"12 betitelt wurde. Doch auch diese Tatsache konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bezüglich des Ost-West-Konfliktes keine Ergebnisse erzielt wurden und alle beteiligten Staaten an ihren Positionen festhielten.13

Fahrt durch Berlin

Mit der Verkündung seiner Zwei-Staaten-Theorie besiegelt
Chruschtschow, hier auf der Fahrt durch Ostberlin, das Ende aller Hoffnungen.

Da die Genfer Konferenz in der Deutschlandfrage keine Neuerungen hervorgebracht hatte, verkündete Chruschtschow bereits auf der Heimreise seine "Zwei-Staaten-Theorie"14. Damit setzte er jeglichen Bestrebungen auf eine Wiedervereinigung ein plötzliches Ende. Von nun an wolle die Sowjetunion einer Wiedervereinigung nur noch unter Beibehaltung der "sozialistischen Errungenschaften"15 der DDR zustimmen.

Für die weitere Entwicklung der DDR bedeutete diese Rede eine verstärkte wirtschaftliche und politische Integration in den Ostblock und eine Aufwertung zum selbständigen Staat verbunden mit der Schaffung einer eigenen Armee sowie dem Beitritt zum Warschauer Pakt.16

Druckversion

Quellenverzeichnis

1 Meldung zum Tod Stalins von Radio Moskau. Aus: Spiegel Online, Geschichte der Deutschen, Digital Publishing, München 1998, Stalins Tod - Neue Hoffnung?back #1
2 Halle, Louis, Der Kalte Krieg, Harper & Row Verlag, New York 1967, S. 307back #2
3 Halle, Louis, S. 307back #3
4 Halle, Louis, S. 305-307back #4
5 Spiegel Online, Stalins Tod bringt Kurswechsel in der DDRback #5
6 Boesch, Joseph, Schläpfer, Rudolf, Weltgeschichte 2, Vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart, Orell Füssli Verlag, Zürich 1997, S. 252back #6
7 Halle, Louis, S. 309-315back #7
8 Halle, Louis, S. 261back #8
9 Halle, Louis, S. 260-261back #9
10 Boesch, Joseph, Schläpfer, Rudolf, S. 252back #10
11 Boesch, Joseph, Schläpfer, Rudolf, S. 252back #11
12 Spiegel Online, Genfer Konferenzback #12
13 Digital Publishing, Das 20. Jahrhundert, 1945-1968, Digital Publishing, München 1996, Gipfelkonferenz der vier Siegermächteback #13
14 Spiegel Online, Sowjetunion geht endgültig von Teilung ausback #14
15 Spiegel Online, Sowjetunion geht endgültig von Teilung ausback #15
16 Spiegel Online, Sowjetunion geht endgültig von Teilung ausback #16
  

Links zum Thema

1.

Stalins Tod
Die Stunde der Heuchler.
URL: http://50jahre-deutschland.bild.de/50iger/53/politik/02/02.html

2.

Nikita S. Chruschtschow, 1894-1971
Biograhie des sowjetischen Politikers.
URL: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ChruschtschowNikitaS/

3.

Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
Geschichte, Entwicklung der Wirtschaft, Kultur und Bildung und Aussenpolitik.
URL: http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/geschichte/r0195t00.htm

4.

Zweistaatentheorie
Die Zweistaatentheorie als Folge der Genfer Konferenz von 1955.
URL: http://www.dhm.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/ ... /zweistaatentheorie.html

5.

Genfer Gipfelkonferenz 1955
Das erste Zusammentreffen der vier Siegermächte seit Potsdam.
URL: http://www.dhm.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/ ... /genferGipfelkonferenz1955.html

Der französische Indochinakrieg und die Teilung Vietnams  top  Chruschtschows Entstalinisierung und Koexistenzpolitik